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Wissenschaftliches Bloggen – die Plattformen SciLogs und Scienceblogs

In den Geisteswissenschaften sind Weblogs noch eine Ausnahmeerscheinung. Ob es sich etwa für einen Historiker lohnt und ziemt, seine Gedanken und Forschungen in Blogposts zu publizieren, ist eine Frage, die noch heftig diskutiert wird (siehe unsere Storify-Sammlung zu diesem Thema). Immerhin nimmt das Interesse am geisteswissenschaftlichen Bloggen erkennbar zu; am 9. März 2012 findet in München die Tagung Weblogs in den Geisteswissenschaften (#dhiha4) statt, eine Veranstaltung des Kunsthistorischen Instituts der LMU und des Deutschen Historischen Instituts in Paris. Auf Inititiative des Deutschen Historischen Instituts in Paris und Peter Habers von histnet steht nun mit der deutschen Sektion von hypotheses.org ein Portal zur Verfügung, auf dem sich ohne großen Aufwand geisteswissenschaftliche Blogs einrichten lassen (darüber werden wir in Kürze ausführlicher berichten).

In diesem Zusammenhang ist es interessant, sich zwei Blogportale genauer anzuschauen, die – mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt – seit mehreren Jahren ein ähnliches Konzept verfolgen: SciLogs und Scienceblogs.

Portal und Einzelblogs

Die Struktur der beiden Portale ist ähnlich: Die Blogger – bei SciLogs sind es aktuell 71, bei Scienceblogs 37 – führen eigenständig und eigenverantwortlich ihre Weblogs, auf der Portalseite werden die jeweils aktuellsten Beiträge aus den Einzelblogs zusammengeführt. SciLogs bietet eine chronologische Liste, bei der über ein Profilbild die Person des Bloggers, der Bloggerin sehr präsent ist.

 Screenshot SciLogs

Bei Scienceblogs ist die Zusammenstellung stärker strukturiert: Den Anfang macht ein von der Redaktion ausgewähltes „Topthema“, die folgende Liste der aktuellen Beiträge ist thematisch untergliedert. Da SciLogs mehr Blogs hat und weniger aktuelle Artikel auf der Startseite präsentiert, erscheinen die Beiträge nur recht kurz in diesem „Schaufenster“ (Stichprobe 5. März: ältester Artikel vom 2. März), bei Scienceblogs deutlich länger (Stichprobe 5. März: ältester Artikel vom 19. Februar).

 

Screenshot Scienceblogs

Charakter der Blogs 

Schon ein Blick auf die Blogverzeichnisse der bei beiden Portale macht deutlich, dass hier noch das ursprüngliche Verständnis eines Weblogs als bewusst persönlich geprägtes „Internettagebuch“ dominiert: Chemisch gesehen, inviting, ErkärFix, naklar, Mitnehmen, Graue Substanz, Quantensprung, Öko-logisch? … lauten einige der Titel.  Bemerkenswert, dass sich auf beiden Plattformen auch große wissenschaftliche Institutionen finden: Das  Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig mit neurokognition (SciLogs) und das Deutsche Museum mit einem Blog bei Scienceblogs.

Der thematische Schwerpunkt der Portale liegt eindeutig im naturwissenschaftlichen Bereich, wobei gerade auch die kulturellen und gesellschaftspolitischen Dimensionen von Wissenschaft Beachtung finden. Prinzipiell sind beide Portale jedoch offen auch für die „Humanities“. Jedenfalls erklären die Redakteure Jürgen Schönstein (Scienceblogs) und Lars Fischer (SciLogs) übereinstimmend, dass Beiträge aus den Geisteswissenschaften sehr willkommen sind. 

Das Umfeld

Im Gegensatz zu der eingangs erwähnten Portal hypotheses.org handelt es sich bei den beiden Plattformen um kommerzielle Seiten. Das Führen eines Blogs ist dort kostenlos, der durch die Blogs generierte Traffic kommt aber den Betreibern des Portals zugute. Scienceblogs schaltet recht massiv Bannerwerbung auf den Seiten, SciLogs stellt die Marke des Betreibers Spektrum der Wissenschaft in den Vordergrund und beschränkt die Werbung auf die Produkte des eigenen Verlags.

Beide Plattformen achten darauf, nur seriöse, wissenschaftlich ausgewiesene Blogger aufzunehmen. In der Regel handelt es sich um aktive Wissenschaftler oder Wissenschaftsjournalisten. Insofern ist man hier in „guter Gesellschaft“. 

Selbst ein Blog auf SciLogs oder Scienceblogs einrichten?

Es könnte für Museen und Kultureinrichtungen durchaus interessant sein, bei diesen gut besuchten Portalen mit einem eigenen Blog präsent zu sein. Ein solches Blog sollte dann aber eine deutlich wissenschaftliche Ausrichtung haben. Ein buntes Magazin, über das man für das eigene Haus wirbt, Veranstaltungen ankündigt oder Publikumsaktionen durchführt, wäre hier sicherlich fehl am Platze.

Bei Interesse wendet man sich formlos an die Redaktion. Kriterien für die Zulassung ist neben der fachliche Qualifikation die Bereitschaft, das Blog regelmäßig zu pflegen.

 

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Veröffentlicht unter Digital Humanities