Am 22. März 2012 fand im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) das erste KultUp von Ulrike Schmid und Tanja Neumann statt. Ich habe mit den beiden Intitiatorinnen über diese neue Variante des Tweetups gesprochen.
Michael Müller: Mit “KultUp – Tweet up your cultural life!” (#ktwpffm) haben Sie die Idee des Museums-Tweetups, die in München schon mehrfach stattgefunden haben, erstmals in der Mainmetropole realisiert. Was ist das spezifische Profil der Frankfurter Variante?
Tanja Neumann: Erstmals geht es bei uns nicht ausschließlich um Museums-Tweetups. Diesmal war es ein Museum, beim nächsten Mal wird es um Bücher gehen, und danach wahrscheinlich um Musik. Ein Filmfestival steht auch auf unserer Wunschliste, und selbstredend sind wir offen für Anregungen. Es werden also mehr Kultur-Tweetups als Museums-Tweetups werden.
MM: Kulturinteressierte Twitterati treffen sich im Museum, und dann?
Ulrike Schmid: Twittern sie.
MM: Wenig überraschend. Und werden gleichzeitig durch die Sammlung geführt …
US: Genau. Außerdem wollen wir bei unseren Kultur-Tweetups immer auch einen Mehrwert bieten und eben auch den Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Damit die Twitterer auch etwas erfahren, was sie bei einer normalen Führung oder einem Besuch nicht erfahren. Im MMK haben wir ein Twitter-Interview mit dem Kurator im Anschluss an den offiziellen Teil angeboten, das sich allerdings in erster Linie an die Twitterati „draußen“ gerichtet hat.
MM: Als Live-Twitterer lebt man ja gewissermaßen in zwei Welten: Man nimmt analog an einer Veranstaltung teil und kommuniziert digital mit der großen, weiten Welt des Twitteruniversums. Wie erlebt man diesen Spagat, wie hält man ihn aus?
TN: Es ist definitiv anstrengend. Man muss seine Aufmerksamkeit zwischen dem Raum, in dem man sich körperlich befindet, und dem virtuellen Raum, in dem man kommuniziert, aufteilen. Es ist amüsant, sich selbst dabei zu beobachten, wie man nervös wird, wenn das Smartphone eine Seite nicht schnell genug lädt oder sich schlichtweg weigert, einen fertig formulierten Tweet zu senden, weil der Empfang zu schwach ist. Wenn man, wie in unserem Fall, noch zwischen zwei Twitter-Accounts switcht – dem eigenen und dem offiziellen KultUp-Account –, muss man auch noch im Auge behalten, welcher Tweet zu welchem Account passt bzw. wie man formulieren muss, damit er sich ins Gesamtbild einfügt und man nicht „aus der Rolle fällt“.
MM: Klingt nach echter Schwerstarbeit.
TN: Schon, aber es die Anstrengung definitiv wert, weil man nicht nur zwei oder mehr Kommunikationssituationen gerecht werden muss, sondern auch den Input von all den Teilnehmern bekommt. Und ein solcher Überschuss an anregenden Ideen und Informationen ist die Art von „Problem“, die ich gern öfter hätte.
US: Anstrengend, so wie Tanja es beschrieben hat, ist es aber nur für uns Organisatorinnen. Die „normalen Twitterer“ twittern einfach nur über das Erlebte/Gehörte. Wir hingegen haben ja auch noch eine Moderatoren-Rolle d. h. wenn Fragen aus dem Virtuellen kommen, müssen wir sie beantworten oder weitergeben. Der Spagat besteht also nicht nur darin, selbst zu twittern, zwischen den Accounts zu switchen, sondern auch noch Fragen die Twitterer draußen in der weiten Welt im Auge zu behalten und darauf zu reagieren.
MM: War es schwer, Teilnehmer für ein solches Event zu gewinnen?
TN: Ja und nein. Wir haben festgestellt, dass es schwer ist, abzuschätzen, wer tatsächlich vor Ort anwesend sein wird. Das hängt von vielen Faktoren ab, und selbst die Voranmeldungen werden ja nicht als übermäßig verbindlich wahrgenommen. So waren inklusive Gastgeber 12 Personen vor Ort, aber am Tweetup beteiligt haben sich 50. Es ist ja Teil des Charmes, dass nicht nur die Anwesenden als Teilnehmer zählen.
US: Außerdem darf man natürlich nicht vergessen, dass wir damit was völlig Neues etabliert haben. Wir haben im Vorfeld, während und nach dem ersten Frankfurter Kultur-Tweetup sehr viel Resonanz erhalten, auch – und das finde ich besonders erfreulich – von Twitterern, die nicht aus der typischen Kulturszene kommen.
MM: Welche Folgerungen ziehen Sie aus den Erfahrungen mit der Premiere für die Ausrichtung und Organisation der nächsten KultUps?
US: Die Organisation zwischen Tanja und mir und die Zusammenarbeit mit dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt haben super funktioniert. Da das MMK selbst mittels verschiedener Medien auf den Kultur-Tweetup hingewiesen hat, gibt es unserseits auch eine gewisse „Erwartungshaltung“ an die kommenden Gastgeber in den Kultureinrichtungen. An der Ausrichtung an sich und der Organisation werden wir erstmal nichts ändern. Jede von uns beiden hat so ihre Stärken und wir ergänzen uns da ganz gut. Änderungen wird es hinsichtlich der Anmeldungen geben. Ob wir ganz drauf verzichten oder es nur über Facebook laufen lassen, müssen wir uns noch überlegen. Ein bisschen Zeit bleibt uns ja noch bis zum nächsten KultUp.
Den Reaktionen der Teilnehmer nach sollten wir am Konzept nicht viel ändern. Wir sind gespannt, wie das Spektrum der Themen, die wir anbieten wollen, sich auswirkt. Bleiben die Teilnehmer dieselben? Variiert das Interesse je nach Programm? Wir werden sehen.
MM: War Ihr Gastgeber eigentlich schon vorher Social Media-affin?
US: Das MMK war vorher schon recht aktiv auf Facebook, hat einen Flickr-Account sowie YouTube- und Vimeo-Channels. Der Twitter-Account ist neu. Überlegungen in dieser Richtung gab es schon vorher, unser Tweetup war dann der Anlass, mit dem Twittern anzufangen. (Siehe auch mein Interview mit Frau Dr. Gaensheimer)
MM: Wie hat das Museum für Moderne Kunst die Impulse dieses Events aufgegriffen? Twittert die Direktorin, twittert das Team fleißig weiter?
TN: Die Direktorin Susanne Gaensheimer twittert unseres Wissens nicht selbst, aber das PR-Team wird hoffentlich am Ball bleiben. Es wird auch einen Blogbeitrag geben, der das Event aus Sicht der Gastgeber schildert. Da das MMK Frankfurt bisher keinen eigenen Blog hat, wird der Bericht als Gastbeitrag auf dem KultUp-Blog erscheinen.
US: Wir warten gespannt auf deren Blogbeitrag.
MM: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die nächsten KultUps!
Foto: MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt.
Vielen Dank Michael Müller, dass wir ein Interview geben durften. Die Zerlegung des Fotos in drei Teile sieht echt gut aus.